Brüssel will ältere Autos jährlich zur Hauptuntersuchung (Tüv) bitten

Ginge es nach Siim Kallas, Verkehrskommissar der EU, sollen möglicherweise schon nächstes Jahr „ältere Fahrzeuge“ jährlich zur Hauptuntersuchung vorgeführt werden. Der Gesetzesentwurf hierzu wird möglicherweise noch diesen Sommer im EU-Parlament diskutiert.

Betroffen wären dem (vertraulichen) Entwurf zufolge Fahrzeuge, die älter als sechs Jahre sind oder, die einen Kilometerstand oberhalb der 160 000 haben. In Deutschland wäre so jedes zweite Auto betroffen.

Laut Kallas soll auf diese Weise die Anzahl der Unfälle reduziert werden. Kritiker des Vorhabens – und das sind zahlreiche – sehen darin ein Mittel, Werkstätten und Prüfstellen Zwangskunden in die Garagen zu schieben und nur deren Umsätze zu fördern. Die Wenigsten halten eine jährliche Hauptuntersuchung für unnötig.

Laut ADAC ist ein Prozent der Verkehrsunfälle auf Defekte an Fahrzeugen zurückzuführen, die nicht rechtzeitig repariert worden sind. Das ist ein erschreckend geringer Anteil und macht die drohende Forderung der EU witzlos.

Besitzer älterer Fahrzeuge – wohlbemerkt, nach dem Entwurf soll ein Fahrzeug nach sechs Jahren auch schon alt sein – sehen sich von steigenden Unterhaltskosten bedroht. Die Gebühr für eine Hauptuntersuchung liegt zumeist zwischen 60 bis 90 Euro, einige Autohäuser langen noch kräftiger zu. Außerdem drohen somit jährlich Zwangsreparaturen, die durchgeführt werden müssen, weil das Auto sonst keine Plakette bekommt. Die Kosten könnten also noch weiter steigen. Jedes Jahr müssten die deutschen Autofahrer Schätzungen zufolge eine Milliarde Euro mehr bezahlen.

Hintergrund

Die Rufe nach einem einheitlichen, EU-weit geregelten Prüfverfahren für die KFZ-Hauptuntersuchung gibt es schon eine ganze Weile. Das deutsche Prüfverfahren gilt weltweit als Vorbild. Warum also nicht unser bewährtes Verfahren als Richtlinie nehmen und das Zwei-Jahres-Intervall beibehalten?

Kritik kommt sogar von unserer Bundesregierung. Eine jährliche HU würde die Autofahrer unnötig belasten. Bundesverkehrsminister Ramsauer lehnt den Vorschlag aus Brüssel bereits ab. Damit ist er nicht allein. Der Entwurf droht bereits jetzt im Parlament zu scheitern.