Koenigsegg will den Viertakter revolutionieren

Der Gründer des schwedischen Supersportwagenherstellers Koenigsegg, Christian von Koenigsegg, sieht eine neue Perspektive für den in seinem Arbeitsprinzip seit über 100 Jahren unveränderten Verbrennungsmotor: eine Revolution soll Nockenwelle, Zahnriemen und mechanisch angebundene Komponenten entkoppeln. „Free Valce Technology“ nennt man die Idee, Ventile nicht mehr mechanisch, sondern elektronisch gesteuert zu öffnen und zu schließen. Doch der Reihe nach.

Blick in die Motorhaube eines Testautos. Unter einer roiten Abdeckung befindet sich die neue Ventilsteuerung.

Gut zu sehen ist die schlankere Bauform — und das bezieht sich nur auf die Abdeckung.
Grabpic aus dem Video (s.u.).

Was mit den alten Prinzipien ebenfalls nur sehr kompliziert möglich ist, ist das Abschalten von Zylindern. Hersteller großere Luxusfahrzeuge setzen diese Methode mittlerweile an, um im Stadtbetrieb Kraftstoff zu sparen, zum Beispiel Audi mit dem A8.

Die Idee von Koenigsegg ist relativ einfach erklärt: die einst mechanisch angebundenen Komponenten werden mit eigenen Mechanismen versehen, die elektronisch angesteuert werden können. Christian selbst vergleicht es mit einem Besen, den man auf Klaviertasten drückt: man bedient unweigerlich viele Tasten. Bei der „Free Valve Technology“ aber lässt sich auf der Klaviatur aus Ventilen plötzlich spielen. Sie können individuell bewegt werden.

Nockenwelle aus einem 8-Zylinder-Motor

Nockenwelle aus einem 8-Zylinder-Motor. Bild von “Stahlkocher”, CC BY-SA 3.0 (Wikimedia Commons)

Ein Saab mit umgebauten Motor verbraucht laut den Entwicklern bereits jetzt 20% weniger Kraftstoff. Die Vision geht dahin, den Verbrauch auf 70% zu reduzieren und dabei eine Steigerung des Drehmoments sowie der Motorleistung von jeweils 30% erreicht.
Durch die effizientere Arbeitsweise der Ventilsteuerung soll außerdem der Schadstoffausstoß um 50% reduziert werden. Hintergrund ist, dass die elektronisch oder mit Druckluft angesteuerten Ventile sehr kurze Schließ- und Öffnungszeiten haben. Würde man das Schließverhalten auf dem Oszilloskop abbilden, so entstünden Rechtecke, keine Kurven.

Und bei Koenigsegg spinnt man noch weiter: was, wenn man den Motor beim Bremsen als „Pumpe“ nutzen und einen Drucklufttank füllen würde? Dann könne diese gesammelte Druckluft nutzen, um mehr oder überhaupt Druck im Motor zu erzeugen, also entweder nur mit Luft oder mit einem „Luft-Boost“ zu fahren.

Mit einer Etablierung der Idee rechnet man bereits in vier bis fünf Jahren. Natürlich mit Blick aufs eigene Geschäft. Wann und ob (es wäre nur allzu wünschenswert) andere Hersteller nachziehen, bleibt abzuwarten.

Die Free-Valve-Technik ermöglicht neben effizienteren und weniger fehleranfälligen Motoren auch eine wesentlich schlankere Bauweise. Da Anbauteile entfallen, fielen Motoren kürzer aus; die neuartige Zylinderkopfhaube ist flacher als die mit der herkömmlichen Mechanik. Gepaart mit der höheren Leistung können wir vielleicht in wenigen Jahren mit sehr kleine Motoren rechnen — und das ermöglicht eine völlig neuartige Bauform von Fahrzeugen.